Siedlungsabfalldeponien und Mischabfalldeponien
Das Altlastensymposium von September 2023 in Solothurn war sehr gut besucht (https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/altlasten/fachinformationen/symposium-altlasten-schweiz.html). Das Hauptthema des Symposiums war der Umgang mit alten Siedlungsabfall- und Mischabfalldeponien.
Beispielbild; Deponie «Hinterm Chestel» 4253 Liesberg, © KELSAG, 2023
In der Schweiz wurde ein Ablagerungsverbot von unbehandeltem Kehricht bzw. Siedlungsabfall 1996 in Kraft gesetzt und ist seit 2001 vollumfänglich vollzogen; – sämtlicher Siedlungsabfall der Schweiz wird den Kehrrichtverbrennungsanlagen KVA zugeführt und energetisch verwertet. Auch werden alle Deponien als Ablagerungsstandorte in den kantonalen ‘Katastern für Belastete Standorte’ (KBS) aufgeführt. Geschlossene Deponien unterliegen einer Nachsorge, welche die Sicherheit dieser Ablagerungsstandorte als mit Abfällen belastete Standorte für Mensch und Umwelt garantiert. Die Nachsorge muss mittels Risikoanalyse aufzeigen können, dass der Ablagerungsstandort letztlich sich selber überlassen werden kann, wobei ab diesem Zeitpunkt (Endphase) nur noch passive Massnahmen zur Sicherung des mit Abfällen belasteten Standorts erlaubt sind.
In der Schweiz können nur noch behandelte Abfälle (Inert- und Reststoffe sowie Schlacke) kontrolliert auf Deponien abgelagert werden, wobei es immer schwieriger wird neuen Deponieraum ausscheiden zu können. Der nutzbare Raum in der Schweiz ist ein knappes Gut und der haushälterische, nachhaltige Umgang mit unseren Landflächen hat eine hohe Priorität. Eine sichere Zwischen- und Umnutzung von alten Deponiestandorten wäre demnach erstrebenswert. Bestimmte Umnutzungen dürften hingegen kaum realisierbar sein, da Eingriffe in den Untergrund umgehend weitergehende Sanierungen mit exorbitanten Kosten auslösen könnten. Denkbar sind aber beispielsweise Lösungen, welche auf Deponieoberflächen Naturflächen für den Aufbau von Biodiversität und/oder für die Produktion erneuerbarer Energie ermöglichen. In ferner Zukunft dürften Deponiestandorte möglicherweise auch als Lager sekundärer Ressourcen dienen, welche zurückgewonnen, erneut als Rohstoffe in den Wirtschaftskreislauf eingespeist werden könnten.
Wie kann die Wirtschaftlichkeit solcher Lösungen erhöht werden? Bei Siedlungsabfall- Kehrrichtdeponien mit bezeichnend hohem Anteil an organischen Abfällen ist beispielsweise eine aktive Aerobisierung des Deponiekörpers mit Luftsauerstoff eine interessante Technik, Biogas aus dem induzierten Abbau organischer Abfälle zu gewinnen. Noch ein Schritt weitergedacht, könnte mit Hilfe installierter PVA-Leistung auf der Oberfläche der Deponie (vgl. Beispielbild) Wasserstoff produziert und zusammen mit dem gewonnen Biogas und CO2 aus der Luft zu erneuerbarem Flüssigtreibstoff (Stichwort SAF) synthetisiert werden. Solche Lösungen könnten sich rechnen, aber nur sofern Rahmenbedingungen für marktbasierte Umweltinstrumente geschaffen werden, wie dies beispielsweise das CO2-Gesetz für die Reduktion von CO2-Emissionen ermöglicht.