Klima- und Naturbezogene finanzielle Offenlegung
Aufgrund der Beobachtung, dass die natürlichen Ressourcen des Planeten durch anthropogene Aktivitäten stark gefährdet sind, d. h. mit atemberaubender Geschwindigkeit verloren gehen, und dessen Auswirkungen auf soziale und wirtschaftliche Komponenten der Gesellschaft zu erwarten beziehungsweise schon vorhanden sind, ist der Begriff ‘Nachhaltigkeit’ derzeit eines der wichtigsten Schlüsselwörter, welches im Sprachgebrauch auf der ganzen Welt verwendet wird.

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Umweltverträglichkeit als ein Teil der Nachhaltigkeit bezieht sich auf die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen, den Schutz der Qualität von Wasser, Boden und Luft, die Eindämmung des Klimawandels und die Verbesserung der Artenvielfalt, die Maximierung der Kreislaufwirtschaft, die Steigerung der Energieeffizienz und die Förderung nachhaltiger Finanzen (klima- und naturbezogene finanzielle Offenlegungen zu Risiken und Chancen) und entsprechend verantwortungsvolle Investitionen (man vergleiche etwa die umfassende Arbeit der ‘Task Force on Climate -related Financial Disclosures’ (TCFD) und der ‘Task Force on Nature-related Financial Disclosures’ (TNFD)).
Um unsere Lebensqualität auf unserem Planeten zu sichern, ist es wichtig, natürliche Ressourcen in Form von Naturkapital aufzubauen, anstatt diese durch einen einseitigen Wirtschaftsmechanismus auszubeuten. Natürliche Ressourcen müssen auch späteren Generationen für eine nachhaltige Nutzung zur Verfügung stehen. Für die Menschheit sind Ökosystemdienstleistungen zur Regeneration natürlicher Ressourcen und zum Schutz der Artenvielfalt von wesentlicher Bedeutung; letzteres ist auch wichtig für die Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen, um schweren Störungen standhalten zu können (systemische Resilienz). Die Suche nach geeigneten Massstäben für die Bewertung des Naturkapitals von verschiedensten Gebieten und Landschaften eines Landes stellt eine grosse Herausforderung dar. Daher besteht die Forderung nach der Entwicklung internationaler Standards zur Bewertung des Naturkapitals und nach marktbasierten Instrumenten, um Anreize für seine Regeneration zu schaffen.
Wie TNFD in einem seiner Beiträge auf LinkedIn zur „London Climate Action Week 2023“ und der Frage der Bündelung der Kräfte zwischen klima- und naturbezogenen Herausforderungen betonte, wären dies, meiner Meinung nach, zwei wesentliche Voraussetzungen für die Transformation der Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit. Der Prozess der entsprechenden finanziellen Offenlegung ist ein Element, um das Verständnis von Institutionen, Unternehmen und anderen Marktteilnehmern zu erhöhen, um klima- und naturbedingte Risiken zu minimieren und Chancen zur Verbessrung wahrzunehmen.
Für eine erfolgreiche Transformation einer Wirtschaft müssen jedoch externe Effekte, die sich auf die Umwelt auswirken, in das Wirtschaftssystem internalisiert werden. Mit anderen Worten: Aktivitäten zur Reduzierung von Umweltauswirkungen und zur Wiederherstellung von Umweltkompartimenten, natürlichen Ressourcen und biologischer Vielfalt müssen inzentiviert werden, um einen monetären Nutzen daraus ziehen zu können, z.B. durch den Verkauf generierter Zertifikate, während Wirtschaftsakteure handelbare Zertifikate kaufen müssten, um natürliche Ressourcen oder Umweltgüter zu verbrauchen bzw. umsetzen zu können. Um ein solches System aufzubauen, wäre eine Vielzahl von Instrumenten erforderlich. Es wären vereinfachte und standardisierte Metriken erforderlich, um die Instrumente auf eine solide Grundlage stellen zu können.
Angesichts der enormen Komplexität der Interaktionen zwischen Ökosystemen, natürlichen Ressourcen und anthropogener Aktivitäten stellt sich die Frage, wie es jemals möglich sein wird, eine bidirektionale Ressourcenwirtschaft im Rahmen der Etablierung einer Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. Irgendwie weckt dies vage Erinnerungen an die Zeit, als die Menschheit Geld erfand, um die immer komplexer werdende Notwendigkeit, physische Güter auszutauschen, zu ersetzen.